Der Baum des Anfangs

Die Birke vor unserem Schlafzimmerfenster kommt uns von Jahr zu Jahr näher. Bald werden ihre feinen Äste die Fensterscheiben berühren, bei starkem Wind tun sie das, versuchsweise Kontakt aufnehmend, jetzt schon. Mein alter, bisher noch nie konsequent umgesetzter Plan, jeden Monat einer anderen Baumart meine besondere Aufmerksamkeit zu schenken: es ist an der Zeit, ihn zu verwirklichen. Und warum nicht mit ihr, der treuen Behüterin unseres Schlafs, warum nicht mit ihr und ihren Artgenossinnen den Anfang machen!

In seinem wunderbaren Buch „Der Geist der Bäume“ hat Fred Hageneder diesem „Baum des Anfangs“, wie auch er die Birke wegen ihrer Pionierqualitäten nennt („sie bereitet die Erde wie auch die Seele vor“), dieses Gedicht gewidmet:

Birke
Anmutigste Amme
von allem neugeborenen Leben
Unbesiegbare Beschützerin
vor unheilvollem Streben
Prinzessin des Lichts,
das Dunkel mit Freude erfüllend
Große Weberin
auf dem Stuhl von Mutter Erden
Zeig uns den Weg vom
Vermehren der Schmerzen
Zu harmonischem Leben,
mit Unschuld im Herzen
Das innere Kind nährend
und seinen Durst stillend
Es sind die Kinder,
die die ersten sein werden.

Arborisierung des Lebens

Die Bäume

Nachts hat man manchmal schlimme Träume,
doch man vergißt sie alle.
Am Tag schenkt man dem hellen Vogelschalle
Aufmerksamkeit, und dann sind ja die Bäume
vorhanden, um uns zu erquicken,
ermuntert auf sie hinzublicken.

Dies Gedicht von Robert Walser legt nahe, eine durchgreifende Arborisierung des persönlichen Lebens in allen seinen Aspekten nicht nur in Erwägung zu ziehen, sondern unverzüglich in die Wege zu leiten. Was ich heute zwecks Selbsterquickung und Publikumsermunterung mit diesem Blog-Beitrag ansatzweise getan beziehungsweise versucht habe.

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