Oh, Tannenbaum! oder: Wo bitte stehen hier die Fichten?

Wer Holzbildhauerei sagt und meint, muss auch Holz sagen, wer Holz sagt, muss auch Gehölz, also Wald sagen. Gesagt – getan, wobei „tun“ soviel wie „in den Wald gehen“ hieß. Wann? Gestern. Wo? Oberhalb von Calw. Da sah ich dann den übrigen Wald vor lauter Tannen nicht, denn weil ich tags zuvor Peter und Tobias Wohlleben live auf YouTube beim Bestimmen von Nadelbäumen erlebt hatte, hatte ich (beinahe) nur noch Augen für die überall unübersehbar herumstehenden Tannenbäume, eindeutig erkennbar an den ordentlich gescheitelt vom Zweig abstehenden Nadeln mit den hellen Streifen an der Unterseite. Ab und zu fiel mein Blick auch auf verstreut herumliegende längliche Zapfen. Wo aber waren die dazugehörigen Fichten? Irgendwo zwischen den Tannen mussten sie stehen, denn nur Fichten (hatte ich gelernt) werfen ihre Zapfen ab, während die Tannenzapfen am Zweig zerfleddern oder zerbröseln (hatte Peter Wohlleben gesagt).

Ölbaum in der Provence

Zeichnen, was man sieht und nicht, was man weiß oder zu wissen glaubt oder so, wie es angeblich richtig ist. Da kommt man dann schnell zum Impressionismus oder zur (vermeintlichen) Abstraktion.

Baum und Mensch auf Augenhöhe

Baum und Mensch haben nach Goethe ihre evolutionäre Spitzen- oder Endstellung gemeinsam, der Baum als Vervollkommnung der pflanzlichen, der Mensch als Nonplusultra der tierischen Reihe von Geschöpfen. In dieser Hinsicht begegnet man sich quasi auf Augenhöhe:

„Soviel aber können wir sagen, daß die aus einer kaum zu sondernden Verwandtschaft als Pflanzen und Tiere nach und nach hervortretenden Geschöpfe nach zwei Seiten sich vervollkommnen, so daß die Pflanze sich zuletzt im Baum dauernd und starr, das Tier im Menschen zur höchsten Beweglichkeit und Freiheit sich verherrlicht.“

J. W. Goethe in seinen Schriften zur Morphologie

Warum haben Bäume Blätter?

Frage an ChatGPT: Warum haben Bäume Blätter?

Antwort: Bei Blättern handelt es sich um multifunktionale Strukturen, die es Bäumen ermöglichen, zu überleben, zu wachsen, sich zu vermehren und mit ihrer Umwelt zu interagieren. Ihre Fähigkeit, Sonnenlicht einzufangen und durch Photosynthese in Energie umzuwandeln, ist nicht nur für das Wohlbefinden des Baumes, sondern für die Gesundheit des gesamten Ökosystems von entscheidender Bedeutung.

Künstler oder Handwerker

Wenn man mich fragen würde, ob ich Künstler oder Handwerker sei, würde ich antworten: Ja, ich bin Künstler oder Handwerker.

Pflanze und Blatt

„Vorwärts und rückwärts ist die Pflanze immer nur Blatt, mit dem künftigen Keime so unzertrennlich vereint, daß man eins ohne das andere nicht denken darf.“

J. W. Goethe, 17. Mai 1787 (Neapel)

Vergänglichkeit

Vom Baum des Lebens fällt
Mir Blatt um Blatt,
O taumelbunte Welt,
Wie machst du satt,
Wie machst du satt und müd,
Wie machst du trunken!
Was heut noch glüht,
Ist bald versunken.
Bald klirrt der Wind
Über mein braunes Grab,
Über das kleine Kind
Beugt sich die Mutter herab.
Ihre Augen will ich wiedersehn,
Ihr Blick ist mein Stern,
Alles andre mag gehn und verwehn,
Alles stirbt, alles stirbt gern.
Nur die ewige Mutter bleibt,
Von der wir kamen,
Ihr spielender Finger schreibt
In die flüchtige Luft unsre Namen.

Hermann Hesse (1919)

NACH MYTHEN – Ausstellung mit Markus Jäger in der Badischen Landesbibliothek (5.7. – 9. 10.2021)

„Auch die fantasievoll ausschweifenden Texte, die Lothar Rumold dieser Bilderflut beisteuert, treiben ein lustvolles Spiel mit den Geschichten, auf die sie sich lose beziehen. Es sind pointierte „Mythogramme“, deren Lektüre in der Ausstellung zu den Bildern und ihren Kontexten hinführen wollen. Wer tiefer einsteigen möchte in diese literarischen, aktuell eingebundenen Mythen-Mutationen, kann diese Texte in der Ausstellung in erweiterter Buchform erwerben. Zusammen ergeben die Bilder und Texte „Nach Mythen“ eine animierende Tour d’horizon durch die Wunder einer versunkenen Götterwelt, die als unsterbliches geistiges Kulturgut eine so eigenwillige Besichtigung lohnt.“

Rüdiger Krohn (Germanist, Prof. em.) am 7.7.2021 in den Badischen Neuesten Nachrichten

„Mit ironischen Schlenkern erzählt der Künstler Lothar Rumold von den Mythen um die griechische Götter- und Heldenwelt. Er erzählt sie nicht nach, er spielt mit ihnen, bringt sie manchmal sacht, manchmal mit einem Ruck in die Moderne.“

Georg Patzer am 3.8.2021 im Badischen Tagblatt
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