vom Hölzchen

In den Hochzeiten der holzkünstlerischen Gestaltfindung im deutschsprachigen Raum, also ungefähr zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert, konnte man (ohne dabei ein hohes Risiko einzugehen) darauf wetten, dass, wenn ein Holzbildhauer Vater eines Sohnes wurde, dieser Sohn den selben Beruf wie sein Vater ergreifen würde. Als ich 1955 als Sohn des knapp sechsundzwanzigjährigen Holzbildhauer-Gesellen Berthold Rumold geboren wurde, hat wohl niemand darauf gewettet, dass auch ich ein Holzbildhauer werden würde. Am wenigsten dazu geneigt wäre wohl mein Vater gewesen, der in späteren Jahren, sooft die Frage im Raum stand, was sein Sohn denn mal werden wolle, beharrlich postulierte, dass Holzbildhauer nicht infrage komme, weil der Sohn, also ich, „seinen eigenen Weg gehen“ werde. Dennoch wunderte es mich nicht, dass mein Vater und Lehrmeister in spe, als ich ihn etliche Jahre später fragte, ob er mich nun auch formell zum Holzbildhauer ausbilden wolle (informell hatte er es größtenteils schon getan), antwortete, dass er sich das immer gewünscht habe.

Wer in demokratischen Zeiten die Rede von einem „krönenden Abschluss“ noch für geeignet hält, ein finales Resultat als etwas im positiven Sinn Bemerkenswertes zu kennzeichnen, der könnte das Ergebnis meiner am 5. November 1994 in Freiburg erfolgreich zu Ende gebrachten Meisterprüfung durchaus einen solchen nennen, heißt es doch in einem Schreiben des damaligen Karlsruher Oberbürgermeisters Dr. Gerhard Seiler vom 21. Dezember 1994: „Sehr geehrter Herr Rumold, bei der traditionellen Meisterfeier der Handwerkskammer Freiburg am 3. Dezember 1994, 17 Uhr, in der Stadthalle Freiburg wurden Sie für das ausgezeichnete Ergebnis Ihrer Meisterprüfung zum Holzbildhauermeister geehrt. Dazu gratuliere ich Ihnen auch im Namen der Stadt Karlsruhe sehr herzlich. Ich freue mich mit Ihnen über die Auszeichnung als bester Jungmeister aus unserer Stadt. Ihre Leistungen haben damit in Fachkreisen hohe Anerkennung erfahren.“

Ein wenig getrübt wurde meine Freude über diese Auszeichnung und „hohe Anerkennung“ durch die Erinnerung an die Feststellung der Prüfungskommission, bei meiner Meisterprüfungsarbeit hätte ich mir die Sache doch eher leicht gemacht, was zu einem Punktabzug bei der Benotung geführt habe. Nach der Gesellenprüfung – und das hatte ich mir eine Lehre sein lassen – war ich dagegen gefragt worden, warum ich es mir denn mit meinem (in Relation zu meinen sonstigen praktischen Leistungen schlecht benoteten) Gesellenstück so schwer gemacht habe.

Lothar Rumold: „Die Baum-Uhr ankert im Wind, Blume und Blatt aber stiefeln fischwärts“, Meisterprüfungs-Arbeit 1994

Der Rest ist Werk-Historie.

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