Bessere Utopien
Seit ein paar Tagen mache ich mir verstärkt Gedanken zum Begriff der Utopie. Grund dafür ist mein geplanter Auftritt als Redner im Rahmen der Eröffnung einer Kunstausstellung, die, so Gott will, im März 2025 im „Alten Milchhäusle“ im Karlsruher Stadtteil Neureut stattfinden wird. Die Ausstellung trägt den verheißungsvollen Titel „Bessere Utopien“.
Für Kunstschaffende wären die besseren Utopien womöglich diejenigen, in denen ein fantastisches Gemeinwesen beschrieben wird, worin das Schaffen von Kunst zum obersten Staatsziel erklärt worden ist und dem Rezipieren derselben sich niemand entziehen kann, da der öffentliche Raum zu einer einzigen großen Kunstinszenierungssphäre geworden ist. In den Fußgänger- und Fußgängerinnenzonen gäbe es rund um die Uhr Performances aller Art, es würde musiziert, deklamiert, projiziert und applaudiert und selbstverständlich gäbe es an jeder Straßenecke ein „Milchhäusle“, in dem die niemals sauer werdende Milch der Malerei, der ewig süße Honig der Bildhauerkunst und die Mode-Mixgetränke welcher Kunstform auch immer in Strömen zusammenflössen, um an den in einem Abfuhrkalender festgehaltenen Tagen abgeführt, getrennt und umweltschonend recycelt zu werden.