Dass es eigentlich die Peloponnes beziehungsweise die Peloponnesos heißen muss, müsste oder sollte, wissen die wenigsten. Denn Peloponnes heißt soviel wie Pelops-Insel, also die Insel des Pelops, Sohn des Tantalos. Der hatte, warum auch immer, seinen Sohn und späteren Namensgeber des südlichen Teils von Griechenland den Göttern aufgetischt, als diese zum ersten und letzten Mal bei ihm eingeladen waren. Bis auf Demeter, die gedankenverloren ein Schulterstück verzehrte, nahm aber keiner der olympischen Gäste einen einzigen Bissen zu sich. Stattdessen verbannte man Tantalos in den Tartaros und rekonstruierte Pelops als schönen Jüngling mit einer Schulterprothese aus Elfenbein. Offenbar waren die nicht zum göttlichen Verzehr vorgesehenen Teile in der Küche oder wo auch immer wiedergefunden worden.

Es ist nicht zu leugnen, dass Pelops von seinem Vater übel mitgespielt worden war. Das allein rechtfertigt jedoch kaum, dass der von den Göttern Wiederbelebte Jahre später einen üblen Trick anwandte, um Oinomaos, seinen Schwiegervater in spe, bei einem Wagenrennen zu besiegen und damit in den Besitz von dessen Tochter Hippodameia samt Königreich zu gelangen. Ohne die unsportliche Manipulation des königlichen Streitwagens wäre Pelops Kopf aber sehr wahrscheinlich der dreizehnte gewesen, der, an Oinomaos‘ Haustür genagelt, signalisiert hätte: Hier wohnt einer, mit dem man besser nicht um die Wette fährt, falls es sich bei dem, was man bei dieser Wettfahrt als Einsatz aufs Spiel zu setzen bereit ist, um das eigene Leben handelt.

Aus: Lothar Rumold: „Mythenlese – Ein mythographisches Sammelsurium“, Norderstedt (BoD) 2021, S. 30
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